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Themenwerkstatt: Flussprofile in der Diskussion


Vier Themenecken zu Lech, Ammer, Isar und Loisach

Im zweiten interaktiven Teil der Veranstaltung nahm der Dialog zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der staatlichen Behörden und kommunalen Gebietskörperschaften, der Naturschutz-, Landwirtschafts-, Sport- und Tourismusverbände sowie anderer Interessensgruppen an Fahrt auf. In den vier „Themenecken“ zu Lech, Ammer, Isar und Loisach wurden konkrete Brennpunkte und Konfliktthemen des jeweiligen Flusses vorgestellt und aus den verschiedenen Blickwinkeln diskutiert.

Ideales Flussmodell

Die Dialoge, welche für die einzelnen Flüsse anhand von konkreten Maßnahmen geführt wurden, zielten auf die Lösungsfindung in Konfliktsituationen ab. Eine besondere Schwierigkeit hierbei ist es, den für Naturschutzbelange Idealzustand des Flusses am Ort der geplanten Maßnahme möglichst präzise zu erläutern. In einem Flussmodell wurden daher wichtige Aspekte wie Gewässerstruktur und -morphologie, Dynamik sowie spezifische Lebensraumtypen zusammengeführt und dargestellt.
Bei der abschließenden Ergebnisbilanz zeigte sich, dass sich – trotz der sehr individuellen Problemstellungen – der ein oder andere Lösungsansatz auch auf andere Flüsse übertragen ließe. „Jeder muss seinen Beitrag leisten“, so lautete das Fazit einer Themenecke und stand damit stellvertretend für alle.

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Überwiegend positive Bilanz bei der Ammer

In der Themenecke „Ammer“ wurde das Wasserwirtschaftsamt Weilheim gelobt. Die Umwandlung des Grundwehrs III in eine Sohlrampe nördlich von Weilheim sei vorbildlich gelungen, so die einhellige Meinung der Anwesenden. Fische, Geschiebe, aber auch Bootsfahrer, könnten die Stelle seither ungehindert passieren. Als vorbildhaft wurden auch die einmal im Jahr stattfindenden „Ammergespräche“ gewertet. Sie trügen zu einem guten Miteinander zwischen den verschiedenen Nutzergruppen bei. Denn: Konflikte gab - und gibt es - natürlich auch an der Ammer. Noch in den 1980er Jahren war die Ammerschlucht eine beliebte Spielwiese für Kajakfahrer. Nach zähem Ringen zwischen Naturschützern, Fischern und Bootsfahrern wurde 1995 eine Kajakverordnung erlassen. Gewerbliche Bootstouren sind seither in der Ammer verboten, private Freizeitsportler dürfen weiter mit gewissen Einschränkungen fahren. Sie werden über eine Ampelregelung und die Webseite des Bayerischen Kanuverbands gut informiert. Die Regelungen betreffen jedoch nur die Schluchtstrecke der Ammer. Bei einer (wahrscheinlichen) Einschränkung des Bootsverkehrs auf der Isar, könnten Bootssportler künftig an die Ammer ausweichen, so die Befürchtung. Umso bedeutsamer erscheint das vom Tourismusverband Pfaffenwinkel beauftragte Naturtourismuskonzept für die gesamte Ammer. Entscheidend sei, so Sigrun Lange (WWF Deutschland), nicht nur eine Nutzergruppe zu reglementieren, sondern die tatsächlichen Probleme zu benennen und den Beitrag aller zur Problemlösung herauszuarbeiten. „Wenn jeder seinen Beitrag leistet, werden Einschränkungen besser akzeptiert.“ Die Ammer ist einer der letzten Alpenflüsse in Deutschland, deren Wasser und Kies aus den Bergen nicht von einem Stausee zurückgehalten wird, erklärte Mathias Fischer (WWF Deutschland). Daher lohnen sich hier Anstrengungen, möglichst naturnahe Verhältnisse herzustellen und mehr Dynamik zuzulassen. Angeregt wurde in den Diskussionen, mit Studien die Auswirkungen größerer Flussdynamik der Ammer auf die Überflutungsmoore im Oberlauf abzuschätzen und in runden Tischen bestehende Naturschutzkonflikte zu diskutieren.


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Renaturierung und Freizeitnutzung in der Diskussion

Die Themenecke „Isar“ widmete sich in erster Linie der Frage „Zerstört die Freizeitnutzung den renaturierten Fluss?“. Joachim Kaschek von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen berichtete zunächst, dass die aktuell begonnene Renaturierung im Abschnitt Bibermühle in der Diskussion gefühlt 99,9 Prozent Befürworter gefunden hätten. Zum Erfolgsrezept dieses Projekts gehörten laut Kaschek „ein langer Atem und eine gute Planung des Wasserwirtschaftsamtes, ein vertrauensvolles Verhältnis der unteren Naturschutzbehörde zum Wasserwirtschaftsamt und die Kommunikation mit den Betroffenen“. Für viel Gesprächsstoff habe die Freizeitnutzung des Flusses gesorgt. Steffen Reich von der Naturschutzabteilung des Deutschen Alpenvereins (DAV) berichtete, dass sich die Diskutierenden darüber einig gewesen seien, dass der Gemeingebrauch ein hohes Gut sei. Um die Belastungen für Fische und Vögel zu reduzieren, gehe es ohne Regelungen jedoch nicht. Aus den Reihen der Forumsteilnehmer sei unter anderem der Vorschlag gekommen, von kommerziellen Anbietern kostenpflichtige Genehmigungen einzufordern. Damit könnten etwa die Isar-Ranger als Informations- und Kontrollinstrument mitfinanziert werden. Fotos:


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Themeninsel Lech:
Wie leben Fische im verbauten Fluss?

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Management-Aufgabe Lech

Aus der Themenecke „Lech“, in der es um die Aspekte wie „Wie können Fische im verbauten Fluss mit den veränderten Rahmenbedingungen leben?“, „Helfen die bereits realisierten Maßnahmen den Fischen?“ oder „Konflikte zwischen Natur und Erholung“ ging, referierten Birgitt Kopp und Harald Jungbold vom „Lebensraum Lechtal e.V.“ und zeigten perspektivisch die Chancen für den Lech auf. Eine gute Voraussetzung für eine positive Entwicklung sei, dass sich die verschiedenen InteressensvertreterInnen im Dialog befänden und es in Teilbereichen bereits Kooperationen gebe, berichteten sie. Auch die Tatsache, dass die Konzessionen der Kraftwerke circa 2035 / 40 ausliefen, könnte Lösungen befördern, hierfür dürfe man aber nicht mehr allzu lange warten. Diesbezüglich sei auch über die Visionen des Energieversorgers Uniper diskutiert worden und über das Ziel technische Lösungen zu realisieren, die klima- und umweltfreundliche Energiegewinnung und ökologische Durchgängigkeit vereinbar werden lassen. In der Diskussion mit einem Vertreter des Energieversorgers sei die Forderung klar geworden, dass – entschlösse sich Uniper beispielsweise dazu, Abstand vom Spitzenlastbetrieb und vom Schwellbetrieb zu nehmen und die Sinkgeschwindigkeit zu reduzieren – die Verluste bei den Umsätzen ausgeglichen werden müssten.
Und in jedem Fall ist für den Lech ein Gesamtkonzept nötig, das vor allem die Zeit der Auslaufenden Kraftwerkskonzessionen mitdenkt, um damit in der Politik Entscheidungen fällen zu können, welche Wege am Lech in Zukunft eingeschlagen werden. Jungbolds Fazit lautete daher: „Der Lech ist eine Management-Aufgabe.“



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Konfliktstoff an der Loisach

Bei der vorgestellten Maßnahme geht es um die Verbesserung des ökologischen Zustands der Loisach nach dem Kochelsee. Dieser Abschnitt ist mit ‚mäßig‘ bewertet. Laut Europäischer Wasserrahmenrichtlinie ist ein guter bis sehr guter ökologischer Zustand bis 2027 gefordert. Ausschlaggebend für die Bewertung in dem genannten Gewässerabschnitt ist der unbefriedigende Zustand der Fischfauna. Der geplante ökologische Ausbau der Lainbachmündung bei Fkm 41,8 würde der Aufwertung der Fischlebensräume und Verbesserung der Hydromorphologie dienen. Das Spundwandwehr in der Loisach und die Sohlrampe im Lainbach im Einmündungsbereich sind für Fische schwer oder nicht passierbar.
Durch das Anlegen eines Seitenarmes mit Anbindung an ein Umgehungsgerinne soll die Durchgängigkeit für wandernde Fische und eine gezielte Lebensraumverbesserung für diese erreicht werden. Die Gestaltung und Anbindung eines Stillwasserbereichs soll zukünftig als Rückzugsbereich und Hochwassereinstand für Fische dienen.
Nach einer Stunde regem Austausch in den Themenecken und zum Teil lebhafter und kontroverser Diskussionen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Mitte des Raumes zum Bilanzieren zusammen. Die zwei Moderatoren fassten die wichtigsten Ergebnisse „blitzlichthaft“ zusammen. Das übergeordnete Thema zur Loisach lautete: „Kein Raum am Fluss“. Fabian Unger und Elisabeth Pleyl stellten das meist diskutierte Einzelthema – die Maßnahme „Anbindung des Lainbachs“ – in den Mittelpunkt ihrer Zusammenfassung. „Bei der Diskussion zu dieser Maßnahme traten die Konflikte deutlich zutage“, sagte Pleyl und erklärte, dass sich das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt von den Akteuren bzw. Betroffenen als nicht durchführbar bezeichnet wird beziehungsweise man einer Lösung des Problems am heutigen Abend nicht näher gekommen sei. Hauptproblematik: Die zur Durchführung benötigten Flächen stünden zwar zur Verfügung. Um den Abraum zu entfernen, müssten aber schwere Geräte zum Einsatz kommen. Aus Sicht der Landwirte, die Sorge vor der Zerstörung der Drainagen haben, eigneten sich die Zufahrtswege jedoch nicht zum Befahren mit solchen Gerätschaften. Als Ausblick betonte Pleyl, solle zukünftig weiter direkt mit unmittelbar Beteiligten gesprochen und auch verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert werden.


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