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„Wer die Nummer wählt, hat schon gewonnen“

München, den Datum: 15.11.2017
Gesundheit

Krisendienst Psychiatrie bietet im Südosten Oberbayerns schnelle und unbürokratische Hilfe

0180 / 655 3000, von 9 bis 24 Uhr: Die Nummer des Krisendienstes Psychiatrie steht für schnelle, unbürokratische und wohnortnahe Hilfe für Menschen in seelischer Not. Im Südosten Oberbayerns ist er seit Anfang des Jahres erreichbar. Allein von Juli bis September 2017 haben sich aus der Region über 300 Menschen an die psychiatrische Krisenhilfe gewandt – darunter viele, die sich in einer seelischen Krise erstmals Hilfe holten.

Für die betroffenen Menschen sei diese Hilfe von unschätzbarem Wert, sagte Rudolf Starzengruber von der Oberbayerischen Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener jetzt bei einem Pressetermin in Traunstein. „Wer die Nummer vom Krisendienst wählt, der hat schon gewonnen. Der Krisendienst kommt nicht mit Blaulicht, sondern bietet passende Hilfe an.“ Deshalb sei das Angebot ein „Riesenerfolg“. Michael Welschehold, Ärztlicher Leiter der Leitstelle des Krisendienstes, kann da nur zustimmen. „Wir helfen mit Professionalität und ohne Eile“, versicherte der Psychiater. „Unser wichtigstes Ziel ist es, dass sich der Klient traut, die angebotene Hilfe anzunehmen.“

Der Bezirk Oberbayern finanziert den Krisendienst für ganz Oberbayern mit rund 7,4 Millionen Euro pro Jahr. In den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Rosenheim sowie der Stadt Rosenheim ist der Krisendienst seit Februar 2017 erreichbar. Von Juli bis September 2017 hat er 300 Menschen beraten. In 55 Fällen führten die Mitarbeiter in der Region persönliche Kriseninterventionen durch. Das heißt, ein mobiles Einsatzteam suchte die betroffenen Menschen überwiegend zu Hause auf. Solche Einsatzteams gibt es für jeden Landkreis Oberbayerns. Montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr sind sie bei den Sozialpsychiatrischen Diensten angesiedelt; werktags haben sie zwischen 16 und 21 Uhr Rufbereitschaft, an Wochenenden und Feiertagen zwischen 13 und 21 Uhr.

Ermöglicht wird dies durch ein breites Netzwerk an sozialpsychiatrischen Beratungsangeboten sowie ambulanten und stationären medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, das hinter dem Krisendienst steht. Im Südosten Oberbayerns sind der Caritasverband, der Dienst Anthojo und die Soziale Zukunft der Arbeiterwohlfahrt Oberbayern sowie das kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg am Inn Kooperationspartner. Das Diakonische Werk Traunstein ist für Aufbau und Organisation des Netzwerkes zuständig. Der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes Traunstein, Franz Unterreiner, nennt den Krisendienst deshalb „einen Quantensprung in der Versorgung psychisch belasteter Menschen“. Diese Einschätzung teilte auch Prof. Dr. Peter Zwanzger. Der Krisendienst sei „hervorragend geeignet, um Menschen wertschätzend zu beraten und durch eine Krise zu begleiten“, sagte der Ärztlicher Direktor und Chefarzt am kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg am Inn. Die Klinik ist mit ihrer Psychiatrischen Institutsambulanz und ihren stationären Behandlungsangeboten Teil des Netzwerks.

In der Leitstelle gehen aus ganz Oberbayern aktuell bis zu 1.700 Anrufe pro Monat ein. Von Oktober 2016 bis September 2017 haben sich mehr als  18.000 Menschen an den Krisendienst gewandt. In 60 Prozent der Fälle rufen Menschen in seelischen Notlagen selbst an. Rund ein Viertel der Anrufer sind Angehörige. Der Rest verteilt sich auf Fachstellen und das weitere soziale Umfeld der Betroffenen. Von Juli bis September 2017 kam es in Oberbayern zu 433 persönlichen Kriseninterventionen.