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PresseeinladungCinemaccz - Kino

Doppelausstellung im Europäischen Künstlerhaus Oberbayern

Freitag, 08.04.2016 bis Sonntag, 05.06.2016 Zwei Künstler zur gleichen Zeit im Schafhof: Im Tonnengewölbe sind Teile von Vollrad Kutschers Lichtinstallation „Leuchtende Vorbilder“ und das Video „Kartoffelkino“ zu sehen - und im Erdgeschoss zeigt uns Fotograf Richard Thieler Fotos von Kinos aus verschiedenen Ländern als Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Identität.

Zwei starke künstlerische Positionen sind nun zur gleichen Zeit im Europäischen Künstlerhaus zu sehen: Im Tonnengewölbe zeigt einer der Pioniere der deutschen Medienkunst, Vollrad Kutscher, Teile seiner berühmten Lichtinstallation „Leuchtende Vorbilder“ mit Portraits bedeutender identitätsstiftender Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Extra für die Ausstellung im Schafhof hat der Künstler zehn neue Portraits geschaffen– von Kinostars wie Judy Garland, Romy Schneider, Elisabeth Taylor, Buster Keaton oder John Wayne. Sein Video „Kartoffelkino“ wird in einer völlig neuen Installation zu sehen sein, in der die Besucher aus Kartoffeln geschnitzten und im Zeitraffer alternden Figuren auf einer großen Tribüne gegenüber sitzen.

Kino ist auch das Thema in der Galerie im Erdgeschoss. Der Fotograf Richard Thieler zeigt Fotos in Leuchtkästen von Kinos aus verschiedenen Ländern und führt uns so die große Ära des Kinos als Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Identität vor Augen. Die Fassaden der Eingangsportale zeigen die Schwelle zwischen der Realität von Außenwelt und Alltag sowie den Illusionen und Fantasien im Inneren des Kinosaals.

Über Vollrad Kutscher

Als Künstler ist Vollrad Kutscher ein Vermittler zwischen Tradition und Innovation. Seine Themen kreisen um Selbstvergewisserung, Identität und Individualität, Ethik, Schönheit und Moral in einer Zeit der Verunsicherung des Ich durch den globalen Wandel. Wie beantworten wir heute die Frage nach unserem Woher und Wohin? Wie sehen wir uns selbst, wie sehen uns die Anderen? Welche Wertvorstellungen bestimmen unser Leben und wie gehen wir mit unseren Widersprüchen um?

Bei seinen Untersuchungen des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft geht Vollrad Kutscher aus von der Erfahrung des Mehrschichtigen, des Nicht-Eindeutigen und des Unperfekten als Grundbedingung menschlicher Existenz. Zu den Mitteln, mit denen er arbeitet, gehören die Raum-Inszenierung ebenso wie die Porträt-Installation, gehören Aktion, Performance, Sprache, Licht und Virtualität.

In seinen Gruppenporträts der "Leuchtenden Vorbilder" und deren Vorläufern in der "Life peep Show" setzt Vollrad Kutscher sich seit dem Ende der 80er Jahre in Schattenprojektionen und Luminogrammen mit Individualität und Identität von Persönlichkeiten der Vergangenheit auseinander. Die "Leuchtenden Vorbilder" - erstmals 1990 für eine Ausstellung im Museum Wiesbaden entwickelt.

Erste Auseinandersetzungen mit dem dritten Themenkomplex Ethik, Schönheit und Moral setzen im Werk von Vollrad Kutscher ebenfalls bereits Anfang der achtziger Jahre ein. Es geht ihm um Fragen, die seit Kant immer wieder aufgeworfen und neu formuliert worden sind und die in einer Zeit der Infragestellung überlieferter Wertmaßstäbe neu beleuchtet werden. Dieser Themenkomplex rückt im Verlauf der neunziger Jahre immer stärker ins Zentrum seines künstlerischen Interesses.

Über Richard Thieler

Die Lichtspieltheater, Kinos, Filmpaläste und Freiluftkinos, denen wir hier in der Ausstellung begegnen, erzählen uns viel über unser Verhältnis zum Abspielort. Richard Thieler fotografiert seit 2009 Kinos – ausschließlich von außen – überall da, wo er gerade ist oder gerade sein kann. Dabei ist es nicht allein die Architektur, die ihn fasziniert, sondern auch das Phänomen Kino mit all seinen Facetten. Und so begegnen wir in der Ausstellung keiner systematischen Dokumentation einer architektonischen Hülle, sondern Häusern, die Teil unseres Alltags sind, offen oder geschlossen, verfallen oder umgebaut, neu genutzt oder leer stehend.

Damit einhergehend treffen wir auch auf die ökonomische Situation, die das Kino durch das 20. Jahrhundert begleitet hat: Aufstieg, Krise, Erholung. Egal, ob es sich um große Multiplexe oder kleine Autorenkinos handelt, egal, ob wir in Metropolen, der Stadt oder auf dem Land leben, das Kino ist ein wichtiger sozialer Ort der Begegnung. Anonym, als Paar oder in der Gruppe: Wir alle erinnern uns noch an das Rattern der Filmspule und die Einführung des Dolby Sounds, für den wir plötzlich tiefer in die Tasche greifen mussten, wir alle saßen schon in Kinos, die es heute nicht mehr gibt, wir alle blicken gespannt in die Zukunft, ob die bereits eingeführte Digitalisierung dazu beiträgt, dass die Menschen weiter ins Kino strömen oder es sich zu Hause auf dem Sofa mit all den digitalen Geräten wie Beamer, Laptops, Tablets und Smartphones bequem machen.

Präsentiert werden die Fotografien uns in so genannten Leuchtkästen, die in den Künsten als wandelbares Medium immer wieder eingesetzt worden sind. Die Präsentation tritt weniger in Konkurrenz mit dem Inhalt, dem Kino, sondern sucht vielmehr seine Nähe und spielt mit dem Thema Licht und Illusionsraum. Als Betrachter/innen sind wir konfrontiert mit der räumlichen Tiefe des Kastens und so dehnt sich der abgebildete Raum auf der Vorderseite nochmals aus vor unseren Augen. In Gegensatz zum Diapositiv oder zum Film allerdings kommt das Licht von hinten und verstärkt das Moment der Illusion.

Mediengespräch:
Freitag, 8.4.2016, 15 Uhr

Vernissage:
Freitag, 8.4.2016, 19 Uhr

Ausstellung

Vollrad Kutscher: Cinemaczz
9.4. bis 5.6. im Tonnengewölbe 

Richard Thieler: Kino
9.4. bis 12.6. in der Galerie im Erdgeschoss

geöffnet: So 11 bis 16 Uhr, Di und Sa 13 bis 16 Uhr

Der Eintritt ist frei

Rahmenprogramm

Künstlergespräch mit Vollrad Kutscher
Sonntag, 24.4.2016, 16 Uhr

treffpunkt+kunst: Führung durch die Ausstellungen Kino und Cinemaczz mit Andrea M. Hoffmann
Dienstag, 3.5.2016, 17 Uhr

Der Eintritt ist frei


Bildmaterial zum Download